Restless Legs Syndrom
… wenn die Beine nicht zur Ruhe kommen wollen
Das Restless Legs Syndrom ist eine neurologische Erkrankung, bei der die Empfindung in den Beinen beeinträchtigt ist. Sobald sich die Betroffenen hinsetzen oder Schlafenlegen, verspüren sie vor allem in den Waden ein unerträgliches Kribbeln.
Das Syndrom tritt bei drei Viertel der Fälle durch Vererbung auf, es kann aber auch hervorgerufen werden durch Mangelernährung oder als Nebenwirkung von Medikamenten. Durch Bewegung lassen sich die Empfindungsstörungen vorübergehend lindern. Nächtliche Spaziergänge, unruhiger Schlaf und Tagesmüdigkeit sind unter den Betroffenen daher weit verbreitet. Mit Arzneimitteln können die Symptome gelindert werden.
Bei Schwangeren sind die Beschwerden nur vorübergehend und klingen später ab. Ist das Restless Legs Syndrom aber vererbt, ist eine Heilung unwahrscheinlich.
Wir haben für euch die wichtigsten Fragen zum Restless Legs Syndrom zusammengefasst, um euch einen kurzen Überblick über die – oft vererbliche – Krankheit der „unruhen Beine“ zu geben.
Wie häufig tritt das Restless Legs Syndrom auf?
Ungefähr jeder 10. in der Bevölkerung ist vom Restless Legs Syndrom betroffen. Bei den meisten beginnt die Krankheit im mittleren Lebensalter, etwa zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr oder während der Schwangerschaft. Schwere Krankheitsverläufe sind dabei eher selten, treten dann aber innerhalb einer Familie gehäuft auf. Es gibt aber auch betroffene Kinder und Jugendliche.
Welche Ursachen hat das Restless Legs Synsdrom?
Bis heute können Wissenschaftler die Ursachen der Erkrankung nicht vollständig erklären, häufig tritt das Restless Legs Syndrom innerhalb einer Familie auf, bei etwa drei Viertel der Betroffenen wurde die Erkrankung vererbt.
Andere Auslöser sind Eisen-, Folsäure– oder Vitamin-B12-Mangel, Niereninsuffizienz, Schwangerschaft, Nebenwirkung bei Medikamenteneinnahme, vor allem bei Antidepressiva, Parkinson, Erkrankungen des peripheren oder zentralen Nervensystems wie Multiple Sklerose (MS)
Welche Symptome verspüren Restless Legs-Patienten?
Betroffene spüren die Erkrankung nicht dauerhaft, sie tritt ausschließlich in Ruheposition auf, meist beim Sitzen oder Liegen, vor allem aber abends beim Schlafengehen. Dabei kommt es zu Missempfindungen in den Beinen, seltener auch in den Armen. Betroffene berichten, dass in den Waden ein schmerzhaftes Brennen entsteht, ein unerträgliches Kribbeln oder ein Gefühl, als würden Ameisen oder kaltes Wasser über die Beine laufen. Die gestörten Empfindungen in den Beinen werden von einem ausgeprägten Drang nach Bewegung begleitet, denn nur durch Aktivität lässt sich das Gefühl in den Beinen vorübergehend lösen. Versuchen Betroffene, den Bewegungsdrang zu unterdrücken, werden sie unruhig.
Bei rund 80 % der Betroffenen kommt es zusätzlich zum Restless Legs Syndrom während des Schlafes zu periodischen Beinbewegungen, die sie immer wieder aus dem Schlaf reißen und eine erholsame Nachtruhe unmöglich machen. Daher leiden die meisten Betroffenen unter intensiver Tagesmüdigkeit. Außerdem kann das Schlafdefizit auf Dauer zu Depressionen und Angstzuständen führen.
Um das unerträgliche Gefühl in den Beinen zu lindern, drehen und wälzen sich Betroffene häufig im Bett, sie stehen nachts auf, wollen spazieren gehen oder reiben und massieren sich die Waden.
Wie ist der Verlauf beim Restless Legs Syndrom?
Die Erkrankung verläuft selten kontinuierlich. Oft treten die Missempfindungen in den Beinen nicht jede Nacht auf, sondern in unterschiedlich langen Abständen. Bei Schwangeren sind die Symptome nur vorübergehend und klingen nach der Geburt vollkommen ab. Auch bei Mangelerscheinungen (Eisen/Ferritin, Folsäure, Vitamin B12) verschwinden die Beschwerden häufig, sobald Normalwerte erreicht sind, die allerdings Ferritin deutlich höher sind als die unteren Normwerte in unseren Labors. Ein Wert von 55 ng/ml sollte erreicht werden. Nur bei den besonders schweren Fällen, die häufig innerhalb einer Familie vererbt auftreten, nehmen die Symptome im Laufe der Zeit zu und sollten von einem Arzt behandelt werden.
Wohin kann ich mich wenden als RLS-Patient/in?
Erste Anlaufstelle ist oft die Hausärztin/der Hausarzt. Ärztinnen/Ärzte verschiedener Fachrichtungen (z.B. Neurologie, Innere Medizin etc.) und/oder Spezialisierung auf Schlafmedizin sind in Diagnose- und Therapieprozesse involviert. Adressen von Schlaflabore findest du auf der Website der ÖGSM (Österreichische Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung).
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die Kosten des Arztbesuches zur Abklärung eines RLS sowie der Behandlung werden grundsätzlich von den Sozialversicherungsträgern übernommen.
Bei bestimmten Leistungen (zB Psychotherapie bei niedergelassenen Psychotherapeuten/innen) kann ein Antrag auf Kostenzuschuss durch die Krankenversicherung gestellt werden.
Über die jeweiligen Bestimmungen informiere dich bitte bei deinem zuständigen Krankenversicherungsträger.
Wie wird die Diagnose gestellt beim Restless Legs Syndrom?
Aufgrund der eindeutigen Symptome kann die Diagnose nach einem umfassenden Patientengespräch gestellen werden. Darüber hinaus kann eine Schlafuntersuchung im Schlaflabor, die Polysomnographie, durchgeführt werden. Schlafbezogene Atmungs- und Bewegungsstörungen (z.B. Schlafapnoe), wie die häufig parallel zum Restless Legs Syndrom auftretenden periodischen Beinbewegungen, können damit nachgewiesen werden und als Hinweis auf die Erkrankung dienen.
Außerdem kann anhand eines Blutbildes festgestellt werden, ob ein Vitamin-B12-, Eisen/Ferritin- oder Folsäuremangel als Grund für die Missempfindungen vorliegt. Obwohl es sich bei dem Syndrom um eine neurologische Empfindungsstörung handelt, sind Untersuchungen des Gehirns und der Nervenbahnen meist unauffällig.
Wie verläuft die Therapie beim RLS?
Die Empfindungsstörungen, die wiederkehrende Unruhe in den Beinen und die damit verbundene Beeinträchtigung des Schlafes schränken die Lebensqualität der Patienten zwar stark ein, trotzdem ist das Restless Legs Syndrom nicht lebensbedrohlich. Eine medikamentöse Therapie sollte daher das letzte Mittel der Wahl sein und nur in schwerwiegenden Fällen, bei Depressionen, Schmerzen und stark eingeschränktem Schlaf eingesetzt werden, ansonsten sollten die Betroffenen alternative Methoden zur Linderung der Symptome bevorzugen.
Welche Arzneimittel werden beim Restless Legs Syndrom verschrieben?
Erste Wahl sind Dopaminagonisten, vor allem Rotigotin, Pramipexol und Ropinirol. Alternativ wirken auch schmerzmindernde Antiepileptika wie Gabapentin und Pregabalin.
Die Medikamente werden eine Stunde vor dem Schlafengehen eingenommen. Beinbewegungen werden so reduziert und die Schlafqualität damit verbessert. Allerdings können als Nebenwirkungen Übelkeit, Schwindel und Kreislaufprobleme auftreten. Die Arzneimittel sind verschreibungspflichtig und sollten nur in enger Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden.
In schweren Fällen können auch andere stark beruhigende und muskelentspannende Arzneistoffe wie Benzodiazepine oder Opioide helfen, die Beinbeschwerden zu lindern. Allerdings besteht bei diesen Inhaltsstoffen ein starkes Suchtpotential.
Wird eine spezielle Ernährung bei RLS empfohlen?
Ja, grundsätzlich sollte auf eine antientzündliche Ernährung geachtet werden, dh wenig Zucker, “leere” Kohlenhydrate und (Schweine-)Fleisch – dafür mehr Gemüse, Gewürze und hochwertige Öle. So wird der Stoffwechsel optimal mit gesundheitsfördernden Antioxidantien versorgt. Grünes Gemüse ist darüber hinaus eine sehr gute Eisenquelle.
Gibt es auch Ernährungsergänzungs-Präparate für RLS-Patienten?
Wenn das Restless Legs Syndrom auf einen Mangel an Vitamin B12, Eisen/Ferritin oder Folsäure zurückzuführen ist, helfen Ersatzpräparate.
Welche alternativen Heilmethoden gibt es für RLS-Betroffene?
- Wechselbäder mit warmem und kaltem Wasser, Massage der Waden und ausreichend Bewegung vor dem Schlafengehen können die Symptome lindern.
- Auch kühlende Gele oder das Auftragen von Franzbranntwein helfen bei Restless Legs.
- Spezielle Gymnastikübungen können die Beschwerden lindern und das Dehnen der Muskeln
- Die Eisenzufuhr solle ausreichend sein durch die Nahrungsmitteleinnahme
- Regelmäßige Schlafenszeiten können für einen erholsamen (Nacht)Schlaf bei RLS-Patienten sorgen. Auf das Mittagsschläfchen sollte besser verzichtet werden
- Ruhe und Abschalten vor dem Schlafengehen sind besonders wichtig, damit der Körper sich entspannen kann
- Verzicht auf: Nikotin, Alkohol und Koffein
- Wer von den kribbelnden, schmerzenden Beinen aus dem Schlaf geweckt wird, kann ein paar Schritte durch das Zimmer gehen, sich ein paar Mal auf die Zehenspitzen stellen und die Waden massieren.
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Betroffene halten es teilweise nicht aus, über einen längeren Zeitraum still zu sitzen. Auto fahren, Fernreisen mit dem Flugzeug, Theater- oder Kinobesuche sowie längere berufliche Meetings werden unter diesen Voraussetzungen schnell zu einem Problem. Reisen mit der Bahn oder dem Schiff ermöglichen den Passagieren beispielsweise freie Bewegung.
Ganz wichtig ist auch zu erwähnen: DU BIST NICHT ALLEINE mit deinen RLS-Beschwerden! Eventuell suchst du dir – für einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch – eine Selbsthilfegruppe in deiner Nähe aus.
Quelle: www.minimed.at
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